HALF A CITY
© Andre Krammer
Das Konzept von Half a City eröffnet eine neue Perspektive auf die Rolle der Planung im Kontext urbaner Entwicklung und des Städtebaus und wurde von Andre Krammer im Rahmen seiner Forschung und Lehre entwickelt.
Planung wird dabei als Werkzeug verstanden, das zur Gestaltung sozial ausgewogener, funktional wie räumlich inklusiver Stadträume beitragen kann. Gleichzeitig rückt Half a City Planer:innen selbst ins Zentrum eines vielschichtigen Prozesses urbaner Produktion – nicht nur als Gestaltende, sondern als Teil einer dynamischen, gemeinschaftlich getragenen Entwicklung.
Planung und Städtebau können und sollten Infrastrukturen sowie die Grundgerüste kollektiv nutzbarer Räume entwerfen, einfordern und sicherstellen. Gleichzeitig müssen sie prozesshafte Entwicklungen mitdenken und den Beitrag der vielen, die sich bottom-up am Stadtgeschehen beteiligen, anerkennen und dauerhaft integrieren. Half a City strebt eine gerechtere Stadt jenseits des Modells der entrepreneurial city an.
Half a City thematisiert sowohl sichtbare als auch unsichtbare Aspekte der Raumproduktion – Fragen der Gestaltung, Programmierung und Durchlässigkeit ebenso wie Aspekte der Reglementierung, ihrer Ausnahmen und die allem zugrunde liegende Eigentumsfrage.
Ziel von Half a City ist es, in Theorie, Forschung und Lehre Grundlagen für alternative Formen und Praktiken der Stadtproduktion zu testen.
Half a City ist prozessorientiert und akteurinnen- bzw akteurzentriert.
Planer:innen liefern Impulse, Werkzeuge und Infrastrukturen für eine Stadtproduktion, die breiter, sozialer und offener gedacht ist – eine halbe Stadt, die erst im Prozess ihrer Aneignung zur ganzen wird: Half a City.
Forschung | Grundlagen
2022-2025 Das Wilde Wien. Die verborgene Geschichte der informellen Urbanisierung der Stadt (Dissertation Andre Krammer, Forschungsbereich Städtebau, TU Wien)
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2021-2023 Wien informell. Informelle Stadtproduktion 1945-1992 (A. Krammer, F. Hauer,), TU Wien Fob Städtebau, gefördert vom Jubiläumsfond der Nationalbank, Projektnummer: 18584
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2017-2018 Bretteldorf revisited. Informelle Raumproduktion in Wien nach 1918 (A. Krammer, F. Hauer, M. Hollaus), gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien, siehe auch: Symposium Bretteldorf revisited Architekturzentrum Wien 2018, kuratiert von Andre Krammer und Friedrich Hauer
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2012 Die Stadt 2020 - O! Wohnen und Arbeiten (A. Krammer, F. Hauer, A. Psenner, E. Raith), TU Wien Fob Städtebau
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Lehre (Auszug)
2023 Half a City II – Zukunftsoffene und synergetische Strukturen für den Wiener Süden. Entwerfen. Master. Forschungsbereich Städtebau TU Wien. Konzeption: Andre Krammer. Betreuung: Andre Krammer, Johannes Bretschneider.
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Aufgabenstellung: Zeitgemäße Stadtentwicklung sucht offene, strategische Modelle, die über klassische Planungsinstrumente hinausgehen. Im Fokus der Entwurfsübung stehen Fragen nach Steuerung und Offenheit urbaner Prozesse sowie nach den sozialen und ökologischen Grundansprüchen einer künftigen Stadtgesellschaft. Die Lehrveranstaltung untersucht am Wiener Südrand das Spannungsfeld zwischen Kontrolle und strategischem Laissez-Faire, orientiert an der Etablierung städtischer Gemeinschaftsressourcen: Wie können Siedlungscluster vernetzt, Leerräume gesichert und Bottom-up-Ansätze in etablierte Planungsprozesse integriert werden? Welche Potenziale entstehen, wenn die Stadtgrenze als Demarkationslinie ausgeblendet wird? In den Entwürfen geht es um Zwischenräume als Grün- und Mobilitätsräume, die Rolle gesetzlicher Vorgaben und den Erhalt von Spielräumen für Unvorhersehbares.
_Referenzprojekt Nachbarschaf(f)tstadt link
_Referenzprojekt Verrändern link
2022 Half a City I. Stadtproduktion zwischen Kontrolle und Laissez-Faire. Entwerfen. Master, Bachelor. Forschungsbereich Städtebau TU Wien. Konzeption: Andre Krammer. Betreuung: Andre Krammer, Johannes Bretschneider.
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Aufgabenstellung: Alternative Planungskonzepte haben klassische Stadtplanungsinstrumente hinterfragt und offenere, prozessorientierte Modelle unter breiter Beteiligung entwickelt. Angesichts aktueller „Polykrisen“ stellt sich die Frage, wie Spielräume für eine emanzipierte Stadtgesellschaft trotz wachsender Kontrolle erhalten bleiben können. In der LVA untersuchen wir historische und aktuelle Beispiele offener Stadtproduktion in Wien und anderen Städten – etwa Genossenschaftsmodelle, Werkstattverfahren und Formen selbstinitiierter Bürgerbeteiligung. Wir reflektieren die Rollen von Planerinnen und Planern, Institutionen, der Immobilienwirtschaft und der Zivilgesellschaft sowie die Wirkung von Reglements und Baugesetzen. In einer Stadterkundung und Testplanung am Wiener Südrand werden die Ansätze praktisch erprobt. (Die LVA wurde im Sommersemester 2023 fortgesetzt.)
_Referenzprojekt Wunsch(süd)raum link
Seit 2019 Die Zukunft revisited, Die Zukunft (re)visited, Die Zukunft des Wohnens. Vorlesungsreihe im Rahmen des Moduls Zukunft des Wohnens. Institut für Wohnbau und Entwerfen TU Wien. Gemeinsam mit Michael Obrist u.a.
Offene Zukunftsfragen sowie die daraus resultierenden unterschiedlichen Standpunkte zum Wohnen – einem der Kernthemen menschlicher Existenz – werden im Rahmen der Lehrveranstaltung vorgestellt und kritisch diskutiert. In einer abschließenden schriftlichen und visuellen Auseinandersetzung mit einer selbst gewählten Forschungsfrage zu einer der Vorlesungen sollen die vermittelten Inhalte von den Studierenden reflektiert und in eine eigene Position überführt werden.
Andre Krammer thematisiert in seinen einführenden drei Vorlesungen das Verhältnis von Stadt und Wohnen im Kontext historischer und aktueller Zukunftsvisionen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Gegenüberstellung weitgehend geschlossener bzw. kontrollierter gesellschaftlicher und räumlicher Entwürfe (VO I: Geschlossene Form und ideale Ordnung) sowie offener Strukturen und flexibler Systeme (VO II). Die dritte Vorlesung widmet sich dem Wohnen im Territorium, veranschaulicht anhand der Geschichte, Gegenwart und möglichen Zukunft der Stadt Wien.
2023 Der „wilde“ Rand – Informelle Stadtentwicklung in Wien und Europa. Wahlseminar. Forschungsbereich Städtebau TU Wien. Konzeption: Andre Krammer, Friedrich Hauer. Betreuung: Andre Krammer, Friedrich Hauer.
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Aufgabenstellung: Wien, eine Stadt der Slums und „wilden“ Siedlungen? Europa, ein Kontinent der informellen Stadtentwicklung? In Kooperation mit dem Forschungsprojekt „Wien Informell – Informelle Stadtproduktion 1945–1992“ widmet sich das Seminar der verdrängten Geschichte des „wilden Randes“ in Wien und anderswo: der ungeplanten Urbanisierung im 20. Jahrhundert und ihren bis heute sichtbaren Spuren. Wo und wie fand informelle Stadtproduktion in Europa statt? Wie unterscheiden sich die Entwicklungen in Wien von jenen in Paris, Hamburg, Belgrad oder Madrid? Welche räumlichen, sozialen und rechtlichen Veränderungen begleiteten diese Siedlungen? Was wurde wann formalisiert oder geräumt? In Stadtspaziergängen, Analysen, Literaturrecherchen sowie Text- und Kartenproduktionen begeben wir uns auf die Spuren der wilden Siedler:innen.
u.a.